Dosenfutter

09.03.2014 08:25

Vor ein paar Tagen stellte ich fest, dass meinem Haushalt irgendwie etwas Entscheidendes abhanden gekommen ist. Nee, damit mein ich jetzt keinen Kerl. Aber irgendwie doch. Denn es gab wohl ein Trennungsopfer zu beklagen: Meinen Dosenöffner. "Gott, hab ihn seelig - gilt in beiden Fällen", denkt das Heidenkind und wenn nach zig Monaten erst der Verlust von irgendwas bemerkt wird, kann es jetzt soooooo wichtig auch nicht gewesen sein. Meine Dose hab ich davon aber auch nicht auf.

Nun weiß sich Frau mit kaputten Knie und dementsprechend gerade geringfügigen Radiusbewegungen im Aussendienst, prombt zu helfen: Ein Aufschrei bei Facebook und zugleich rannte eine der weltbesten Menschen, die ich kenne, los und schnürrte mir ein feines Postpaket: Mit Dosenöffner. Aber auch mit Wunderheil-Lakritz für mein Knie, Klementinchen und Mädchengedöns.

Nachdem ich gleich von mehreren Seiten mütterlich ermahnt wurde, dass aber Dosenfutter nicht gut für mich ist, rechtfertigte ich meine Schandtat gleich mit 'nem Knallerargument: Für mich sind Dosen nix - aber für meine Tischdeko: Denn ich find, diese kleinen putzigen Döschen machen sich doch ausgesprochen nett als Minivasen. Und für mein allerallerallerallerliebstes Lieblingsessen - also dem - was kaputte Knie einfach so wegzaubert, so bald man die Gabel in einen Berg Nudeln taucht, braucht man sie auch: Die kleinen Dosen Tomatenmark. Schließlich halten ihre großen, roten, fruchtig-süßen Schwestern noch Winterschlaf.

Und bevor ich zum Rezept für meinen heißgeliebten Bolognese-Sugo komme, noch mal eine kleine Lebensweisheit: Es gibt wohl vieles im Leben, was man mal eben schnell dahinzaubert, ob aus Tüte, Dose oder Glas - das muss jeder, der schon groß ist, für sich selber entscheiden. Aber eins sag ich hier mal: Wer denkt, Bolognese kann man mal eben aus der Tüte schütteln: Der hat nen Knall. Oder keine Geschmacksnerven. Denn Glutamat-Genießen in ganz fix is nix. Bolognese in gut, muss für mich 2-3 Stunden köchlen, gut ist erst, wenn man den Duft, der dann die ganze Bude durchzieht, einfach nicht mehr länger aushalten kann.



Und nun kann es mit meinem Lieblingsrezept  für Bolognese-Sugo auch schon losgehen:

350 g gutes, mageres Rinderhack

2 Esslöffel Olivenöl

500 g Tomatenmark (doppeltkonzerttriert ohne weitere Zusätze)

700 ml roter, italienischer Landwein

400 ml Rinderfond oder Gemüsebrühe

3 Karotten

1 halbe Stange Lauch

1 Stück Sellerie

3 Schalotten

2 Lorbeerblätter

ein ordentlicher Esslöffel Zucker

Salz

Pfeffer

ein Bündelchen mediterraner Kräuter, feinst gehackt (ich verzichte übrigens auf Oregano - und hier auch an dieser Stelle: ja, auf Knoblauch auch) - wie Thymian, Salbei, Rosmarin, Petersilie und Majoran

Das Ganze ergibt übrigens 6 ordentliche Portionen.

Legen wir los: Suppengemüse und Schalotten klein und fein schnibbeln, Kräuter hacken und den Wein kosten. In der Zwischenzeit Pfanne aufstellen, Olivenöl erhitzen und das Hack zusammen mit den Schalotten bei ordentlich Hitze mit 3 Löffelchen Tomatenmark anrösten. Dann nach und nach mit dem Suppengemüse auffüllen und auch dies leicht anrösten. Pfeffern, Salzen, Kräuter zugeben und einen ordentlichen Löffel Zucker für die Tomaten. Wenn alles ordentlich Farbe genommen hat, den Fond nach und nach  hinzugeben, Faule können hier auch etwas Gemüsebrühe nehmen - ABER KEINE FIXE -  dann das gesamte Tomatenmark unterrühren und mit Wein ablöschen. Und dann kocht die ganze Pracht ganz, ganz leicht simmernd. 2 Stunden - 3 ist eigentlich noch besser. 4 geht übrigens auch.


Pasta macht jeder die dazu, die ihm am Besten schmeckt. Ich esse eigentlich wirklich am allerliebsten Spaghetti oder ihre dünneren Schwestern, die Vermiccelis. Im Übrigen nehme ich auch keinen frischen Parmesan dazu - aber wenn ich aus den Resten einen schnellen kleinen Auflauf mache, schmeckt mir das am Besten mit Rigatoni, den Röhrennudeln.





Und nun viel Spass beim Nachkochen oder Abändern in die eigene Lieblings-Bolognese.

Buon appetito.

Und ein fettes Bacio für meine Dosenöffnerin!